Plattform Wiederaufbau Ukraine

Themenkreis Städtischer und kommunaler Wiederaufbau Fachveranstaltung (EN) zu Masterplaninitiativen im Rahmen des UN4UkrainianCities-Projektes

Charkiw und Mykolajiw sind zwei Städte im Nordosten und Süden der Ukraine, die stark vom russischen Angriffskrieg betroffen sind. Seit April 2022 übernimmt die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE (Externer Link)) auf Anfrage des ukrainischen Ministeriums für Gemeinden, Gebietsentwicklung und Infrastruktur die Federführung bei der Koordinierung der Initiativen UN4Kharkiv und UN4Mykolaiv. Diese Initiativen spielen eine entscheidende Rolle bei der Planung des Wiederaufbaus der beiden Städte.

Für den 29. Januar 2024 lud die Plattform Wiederaufbau Ukraine gemeinsam mit UNECE zu einer virtuellen Fachveranstaltung ein, in der die Masterplaninitiativen im Rahmen des UN4UkrainianCities-Projektes (Externer Link) vorgestellt wurden. Die Idee zur Fachveranstaltung wurde in der ersten virtuellen Informationsveranstaltung des Themenkreises Städtischer und kommunaler Wiederaufbau im Oktober 2023 eingebracht und nun zusammen mit UNECE realisiert.

Äußerst ergiebig. So lautet das erste Fazit des Plattformsekretariats über die Fachveranstaltung. Äußerst ergiebig, aber was heißt das konkret? Über 80 Teilnehmende aus allen Akteursgruppen informieren sich live über das UN4UkrainianCities-Projekt, sprechen mit Vertreter*innen aus Charkiw und Mykolajiw und bringen sich und ihre Expertise ein. In der Veranstaltung wird deutlich: Der Wiederaufbau der Ukraine läuft in den beiden Städten – obwohl auch hier immer wieder russische Bomben einschlagen und Drohnen relevante Infrastruktur zerstören. Es ist gut, dass der Wiederaufbau läuft. So bewerten die Teilnehmenden das UN4UkrainianCities-Projekt als sichtbaren Beitrag der internationalen Gemeinschaft, der der ukrainischen Bevölkerung zeigt: Wir stehen auch jetzt nach zwei Jahren russischem Angriffskrieg fest hinter euch.

Dmytro Falko, Vorsitzender des Mykolajiwer Stadtrats (Externer Link) und Francesca Pintus von One Works (Externer Link) berichten über die Situation und Wiederaufbaupläne der südukrainischen Stadt. Die Stadt war und ist eines der industriellen Kraftzentren des Landes und laut Pintus stolz auf ihre industrielle DNA. Die recht einseitige Fokussierung der städtischen und natürlichen Infrastruktur auf die Industrie resultiert aber nun in Forderungen der Bürger*innen, die Stadt lebenswerter zu machen. Fehlender Zugang zu Grünflächen, schlechte Begehbarkeit außerhalb der Innenstadt, optimierbarer öffentlicher Nahverkehr sind nur einige der Ausgangspunkte. Die Zerstörungen im russischen Angriffskrieg sind ein weiterer Anlass, die Stadt nachhaltiger und lebenswerter wiederaufzubauen.

Das gilt auch für Charkiw, die Millionenstadt in direkter Nähe zur russischen Grenze. „Die Menschen wollen zurück in ihre Stadt, in ihr Zuhause. Und das, obwohl der Krieg andauert und es eventuell gefährlich ist“, berichtet Olga Demianenko, Beraterin des Charkiwer Bürgermeisters. Sie dankt der deutschen Partnerstadt Nürnberg (Externer Link) für ihre große Unterstützung und betont die Bedeutung kommunaler Partnerschaften. Und sie berichtet weiter, dass sie beim Wiederaufbau sorgfältig und systematisch vorgehen: „Die Menschen hatten Angst, nach draußen zu gehen. Sie arbeiteten mit Psycholog*innen und sahen mehr als einen Monat lang keine Sonne. Wenn wir jetzt Häuser wiederherstellen, tun wir das immer im Stadtteil, denn wir können nicht ein Haus wiederherstellen und auf der gegenüberliegenden Seite steht dann ein beschädigtes Haus. Die Menschen wollen in die normale Infrastruktur zurückkehren und sich sicher fühlen.“

Alberto Cendoya von der Norman Foster Foundation (Externer Link) in Madrid stellt einen internationalen Wettbewerb zur Wiederherstellung und Revitalisierung des Charkiwer Stadtzentrums vor. Er zieht Vergleiche mit dem Reichstagsgebäude in Berlin, das in den 1990er Jahren von Sir Norman Forster grundlegend umgestaltet und zu einem Symbol für die deutsche Geschichte und den Wiederaufbau wurde.

Es geht Cendoya aber nicht nur um wichtige und symbolträchtige Gebäude. Es geht auch um Nachhaltigkeit. Um Fußgängerfreudigkeit. Um mehr Lebensqualität, und zwar in ganz Charkiw. Das wird deutlich, als er auf die Wiederherstellung zerstörter Wohnhäuser zu sprechen kommt. Auch hier plant die Stiftung einen internationalen Wettbewerb: „Wir wollen die besten Ideen für die Sanierung von Wohnblöcken sammeln, so wie es andere im Stiftungsnetzwerk in der Vergangenheit getan haben. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass diese großartigen Ideen von den Menschen vor Ort umgesetzt werden.“

Der Wettbewerb zur Revitalisierung des Stadtzentrums startet voraussichtlich im Juli, der zur Wiederherstellung von Wohnhäusern im Mai. Zu guter Letzt stellt Cendoya das dritte Pilotprojekt vor, das die Umgestaltung des zerstörten Barabashova-Marktgeländes zu einem neuen Stadtteil vorsieht.

Die Inputs kommen an: Die Wettbewerbe der Norman Forster Foundation stoßen auf das Interesse der Veranstaltungsteilnehmer*innen. Es müssen greifbare und sichtbare Ergebnisse für die Bevölkerung erzielt werden, so der allgemeine Tenor. Und die Eberhard-Schöck-Stiftung (Externer Link) schlägt vor, gemeinsam mit UNECE und der Stadt Charkiw eine Zusammenarbeit zu eruieren. Die Stiftung fokussiert sich auf Handwerkerausbildung und die Schaffung von Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten.

Eine äußerst ergiebige Veranstaltung!

Videoaufzeichnung

Wer nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte, aber dennoch tiefer eintauchen möchte: Das Plattformsekretariat hat eine Aufzeichnung angefertigt, die sie hier ansehen können. Zur weiteren Orientierung finden Sie unterhalb des Videos die Agenda der Veranstaltung.

UN4UkrainianCities-Projekt: Masterplaninitiativen Charkiw und Mykolajiw

Agenda

  • How the UN4Mykolaiv and UN4Kharkiv initiatives started and how we got involved in planning for reconstruction in cities (5 Minuten)
  • Presentation of UN4UkrainianCities project (5 Minuten)
  • Presentation of masterplan vision and pilot projects approach (15 Minuten)
  • Challenges and needs of Kharkiv and Mykolaiv (presentation by Kharkiv and Mykolaiv) (20 Minuten)
  • Discussion/ questions

UN4UkrainianCities-Projekt: Masterplaninitiativen Charkiw und Mykolajiw
UN4UkrainianCities-Projekt: Masterplaninitiativen Charkiw und Mykolajiw