Zerstörte Brücke in der Ukraine
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Hintergrund Wiederaufbau: schon heute ein Muss
Schon jetzt muss zerstörte Infrastruktur instandgesetzt und die staatliche Gesundheitsversorgung vielerorts wiederhergestellt werden, Unternehmen müssen wiederaufgebaut werden. Nur wenn die Lebensbedingungen akzeptabel sind, kann verhindert werden, dass die Menschen, die für den Wiederaufbau dringend gebraucht werden, ihre Heimat dauerhaft verlassen.
Zudem müssen die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Folgen des Krieges abgefedert und langfristig überwunden werden. Als Leitprinzip dient dabei „Build Back Better“, also der Ansatz, dass etwa wiederaufgebaute Gebäude energieeffizienter sind oder die neue Energieversorgung moderner und nachhaltiger und die Industrie umweltfreundlicher werden, als sie es vorher waren.
Schadens- und Bedarfsbewertung (RDNA)
Die Weltbank, die ukrainische Regierung, die EU-Kommission und die Vereinten Nationen veröffentlichen regelmäßig mit dem Rapid Damage and Needs Assessment (RDNA) eine umfassende Schadens- und Bedarfsbewertung der Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine. Am 25. Februar 2025 wurde die vierte Schadens- und Bedarfsbewertung (RDNA4) veröffentlicht.
Danach wird der Gesamtbedarf für den Wiederaufbau mit 524 Milliarden US-Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren, dem beinahe Dreifachen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Ukraine im Jahr 2024 entsprechen. Die Schätzung beinhaltet nicht die Bedarfe, die bereits von der Ukraine und ihren Partner*innen gedeckt worden sind. Als am stärksten betroffene Sektoren werden Wohnungsbau, Transport, Energie- und Rohstoffsektor, Handel und Industrie angegeben. Die am stärksten betroffenen Regionen (Oblaste) sind laut Bericht Donezk, Charkiw, Luhansk, Saporischschja, Cherson und Kyjiw.
Zusätzlich dazu werden im RDNA4 prioritäre (Investitions-)Projekte für das Jahr 2025 angegeben, die teilweise noch keine Finanzierung haben.
Das RDNA4 stellt eine Aktualisierung der für die ersten zwei Jahre des Kriegs (bis Februar 2024) durchgeführten RDNA3-Bewertung dar.
„Im vergangenen Jahr ist der Wiederaufbaubedarf der Ukraine aufgrund der anhaltenden Angriffe Russlands weiter gestiegen“, erklärte der ukrainische Regierungschef, Denys Schmyhal, bei der Vorstellung des Berichts.
Unterstützung des Wiederaufbaus
Die Ukraine benötigt für den Wiederaufbau externe Unterstützung – aus Deutschland, der Europäischen Union und der gesamten internationalen Gemeinschaft.
Damit Soforthilfe, langfristiger, nachhaltiger Wiederaufbau und der EU-Beitrittsprozess gut ineinandergreifen, müssen sie ineinander verzahnt geplant und umgesetzt werden. Das gilt auch für das Zusammenspiel der verschiedenen beteiligten Akteursgruppen:
Die Akteur*innen der Plattform Wiederaufbau Ukraine ergänzen die internationalen und staatlichen Prozesse und bilden damit einen essenziellen Baustein beim Wiederaufbau der Ukraine.
Internationale bilaterale Hilfsleistungen
Der Ukraine Support Tracker (Externer Link) des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) erfasst systematisch den Wert der Unterstützung, die Regierungen von 41 Ländern der Ukraine seit Februar 2022 zugesagt haben. Erfasst werden öffentlich bekannte militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen. Erfasst sind insbesondere die EU-Mitgliedsstaaten, andere Mitglieder der G7 sowie Australien, Südkorea, die Türkei, Norwegen, Neuseeland, die Schweiz, China, Taiwan, Indien und Island. Ebenfalls hält die Seite eine Übersicht an Regierungshilfen nach Ländergruppen (Europa, Vereinigte Staaten von Amerika) bereit.
Die Rolle Deutschlands
Deutschland steht zu seinem Versprechen, die Ukraine angesichts des russischen Angriffskriegs so lange wie nötig und auf vielfältige Weise zu unterstützen. Dazu gehört die militärische, humanitäre und finanzielle Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel im Katastrophenschutz, in der Bildung, Wirtschaft und Gesundheit. Seit Februar 2022 hat Deutschland der Ukraine bereits Hilfen im Gesamtwert von knapp 44 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt (Stand: Ende Januar 2025 (Externer Link)).
Bundesregierung: So unterstützt Deutschland die Ukraine
EU-Beitritt und europäische Unterstützung
Im Februar 2022 stellte die Ukraine einen Antrag auf EU-Mitgliedschaft (Externer Link) und erhielt im Anschluss den Status eines Bewerberlandes. Der Europäische Rat beschloss daraufhin die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen und im Juni 2024 fand die erste Beitrittskonferenz mit der Ukraine statt. EU-Beitrittsprozess, Wiederaufbau und Erholung der Ukraine sind miteinander eng verzahnt.
Die Europäische Union unterstützt den Wiederaufbau der Ukraine auf vielfältige Weise. Hierfür hat sie 2024 zum Beispiel die Ukraine-Fazilität (Externer Link) eingerichtet, die das Engagement der EU für die Erholung, den Wiederaufbau und die Modernisierung die Ukraine bündelt. Die Fazilität ist bis 2027 mit 50 Milliarden Euro ausgestattet und besteht aus drei Säulen:
- Finanzielle Unterstützung: Finanzhilfen und Darlehen für die Umsetzung des Ukraine-Plans (Externer Link) der Europäischen Kommission und der ukrainischen Regierung
- Investitionsrahmen: Mobilisierung und Förderung öffentlicher und privater Investitionen für den Wiederaufbau der Ukraine. Ein Teil der Gelder ist für grüne Investitionen und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vorgesehen.
- Technische und administrative Unterstützung: etwa für Strukturreformen auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft, für Kapazitätsentwicklung lokaler, regionaler und nationaler Behörden sowie zur Unterstützung der Zivilgesellschaft
Internationale Koordination der Wiederaufbau-Hilfe
Der Wiederaufbau und die Umsetzung notwendiger Reformen in der Ukraine erfordern ein international gut koordiniertes Engagement und eine enge Abstimmung mit der ukrainischen Regierung.
Ukraine Donor Platform (UDP)
Im Rahmen des deutschen G7-Vorsitzes im Jahr 2022 (Externer Link) sicherten die G7-Staaten der Ukraine ihre dauerhafte Unterstützung zu. Bei einer internationalen Fachkonferenz zum Wiederaufbau der Ukraine beschlossen die G7-Staaten die Einrichtung der internationalen Plattform für die Geberkoordinierung des Wiederaufbaus der Ukraine, der sogenannten Ukraine Donor Platform (UDP) (Externer Link).
Sie soll das Engagement der G7-Mitgliedsstaaten für den Wiederaufbau der Ukraine und deren wirtschaftliche Erholung koordinieren und die eingesetzten Ressourcen auf kohärente, transparente und integrative Weise lenken.
Die UDP arbeitet eng mit den ukrainischen Behörden zusammen, um deren Bedarfe zu identifizieren und Prioritäten zu setzen.
Im zentralen Steuerungsgremium wird die Bundesregierung durch Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth vertreten. Das Steuerungsgremium veröffentlicht regelmäßig nach seinen Sitzungen Kommuniqués (Externer Link), die über den aktuellen Stand der Unterstützung des Wiederaufbaus informieren.
Ukraine Recovery Conferences (URC)
Die 2017 ins Leben gerufene internationale „Ukraine Reform-Konferenz“ wurde nach Russlands vollumfänglichem Angriff auf die Ukraine 2022 zur „Ukraine Wiederaufbau-Konferenz“ beziehungsweise „Ukraine Recovery Conference“ (URC). Sie bietet einen politischen Rahmen für den Wiederaufbau der Ukraine.
An der URC 2024 (Externer Link) in Berlin nahmen über 3.400 Teilnehmer*innen aus Politik, internationalen Organisationen, Finanzinstitutionen, dem Privatsektor, der Zivilgesellschaft und von Kommunen teil. Damit wurde der für den Wiederaufbau der Ukraine notwendige gesamtgesellschaftliche Ansatz unterstrichen, der auch bei der Plattform Wiederaufbau Ukraine verfolgt wird. Unter dem Konferenzmotto „United in Defence. United in Recovery. Stronger together.“ wurden mehr als 110 Vereinbarungen geschlossen und zentrale Allianzen für den Wiederaufbau gegründet.
Thematisch widmete sich die Konferenz den vier Dimensionen Mensch, EU, Lokales und Wirtschaft. Die nächste URC findet am 11. und 12. Juli 2025 in Rom (Externer Link) statt und wird gemeinsam von der italienischen und der ukrainischen Regierung ausgerichtet.