Netzwerkveranstaltung „Innovationen für den Wiederaufbau der Ukraine“ Mobile Makerspaces (Tolocar)

Die Ukraine ist mit mehr als 600.000 Quadratkilometern und einer Nord-Süd- beziehungsweise West-Ost-Ausbreitung von 830 beziehungsweise 1.300 Kilometern das größte vollständig in Europa liegende Land. Während Kyjiw, Charkiw, Odessa oder Dnipro große Millionenstädte sind, leben rund 30 Prozent der Bevölkerung weiterhin in kleineren Kommunen oder direkt auf dem Land. Auch sie möchten sich am Wiederaufbau des Landes beteiligen, können es aber nicht – entweder, weil ihnen der Zugang zu Hilfsmitteln fehlt (wie es sie zum Beispiel in den Universitäten der Städte gibt) oder sie ihren Ort schlichtweg nicht dafür verlassen können. Der Wiederaufbau des Landes in seinen vielfältigen Notwendigkeiten und Ausgestaltungen muss aber überall und unter Einbeziehung der gesamten Bevölkerung stattfinden.

Das Ziel, möglichst alle Teile der Bevölkerung, ihre Ideen und Fertigkeiten, einzubinden, entspricht auch dem größeren Ziel einer Demokratisierung des Wiederaufbaus.

Um der Ungleichheit in der Verteilung und dem Zugang zu Ressourcen entgegenzuwirken, muss die Dynamik umgedreht werden: Nicht die Menschen müssen dort hinziehen, wo es Möglichkeiten gibt, sondern die Möglichkeiten müssen zu ihnen kommen. Um dann, als (lokale) Gemeinschaft, den Wiederaufbau anzugehen.

Eine Lösung: Der (mobile) Makerspace Tolocar

„Toloka“ ist das ukrainische Wort für eine traditionelle Form der Solidarität. In diesem Sinne fördert das Projekt Tolocar Innovationen und humanitäre Aktivitäten in der Ukraine mithilfe von mobilen Makerspaces – das sind Fahrzeuge, die mit Werkzeugen, Maschinen und Verbrauchsmaterialien ausgestattet durch das Land fahren und Menschen an verschiedenen Orten beim Wiederaufbau unterstützen.

Neben dem physischen Wiederaufbau kann der Akt des gemeinsamen „Makings“ eine tiefere Wirkung haben, indem Eigeninitiative, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaftsgefühl gestärkt werden. Tolocar arbeitet mit vielen Partner*innen aus dem ukrainischen Innovationsökosystem in den Bereichen Wiederaufbau, Co-Creation und Wissenstransfer zusammen.

Beispiele für unsere Aktivitäten

146 Aktivitäten durchgeführt und damit mehr als 3000 Menschen erreicht – und die Makerspaces rollen weiter durchs Land!

Während der Luftalarme werden oft Kellerräume als Schutzräume genutzt. Diese Räume sind jedoch häufig nicht dafür ausgestattet, dass Menschen – insbesondere Familien oder Menschen mit Behinderung – dort längere Zeit verbringen. Deshalb unterstützt das Tolocar-Team den Umbau von Kellern in Wohngebäuden und Wohnheimen.

Das Besondere an diesen Renovierungsarbeiten ist, dass die Bewohner*innen und Student*innen die Gemeinschaftsräume aktiv mitgestalten – sie arbeiten gemeinsam ein Konzept aus und werden beim Bau der modularen Möbel unterstützt.

Tolocar nutzt außerdem bestehende Open-Source-Lösungen, entwickelt diese weiter und skaliert sie im ukrainischen Kontext. So veranstaltet das Tolocar-Team beispielsweise Workshops, in denen batteriebetriebene DIY-Notlichter zusammengebaut werden und zerstörte Gebäude mithilfe von innovativen Ersatzfenstern aus einfachen Materialien isoliert werden.

Konstruktiver Austausch aus verschiedenen Perspektiven zu Tolocar — © GIZ/MIKA-fotografie I Berlin --pageNumber-- von --total--

Drei Fragen an…

Victoria Wenzelmann, Innovationsökosystem Manager At Stake gGmbH, und Sarah Jungwirth, Beraterin Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Victoria Wenzelmann (links) und Sarah Jungwirth

1. Wozu braucht es eurer Meinung nach Innovationen beim Wiederaufbau der Ukraine?

Innovative Lösungen, wie die Herstellung von Baumaterialien aus recyceltem Bauschutt zerstörter Gebäude, können direkt zum Wiederaufbau der Ukraine beitragen. Innovativ zu sein bedeutet aber auch, kreativ neue Dinge gemeinsam auszuprobieren, Fehler zu machen und voneinander zu lernen. Das sind wichtige Fähigkeiten, um in einer volatilen Situation schnell auf Herausforderungen reagieren zu können.

2. Welche Rolle spielt für euch die Plattform Wiederaufbau Ukraine?

Die Plattform vernetzt uns mit engagierten Akteur*innen aus verschiedenen Sektoren, die dieselben Ziele verfolgen wie wir und mit denselben Herausforderungen konfrontiert sind. So können wir voneinander lernen und gemeinsame Synergien erkennen und nutzen.

3. Könnt ihr schon sagen, inwieweit euch die Netzwerkveranstaltung am 2. Juli etwas gebracht hat?

Aktuell planen wir die Aktivitäten des Tolocar-Projekts für das kommende Jahr. Auf der Netzwerkveranstaltung bekamen wir hilfreiches Feedback und Ideen zur Weiterentwicklung des Projekts. Beispielsweise können wir uns vorstellen, mithilfe von Städtepartnerschaften den Wissensaustausch zwischen ukrainischen und deutschen Makerspaces zu fördern. Zudem haben wir wertvolle Kontakte mit potenziellen Partner*innen knüpfen können, mit denen wir uns zeitnah weiter austauschen werden.

Weitere Informationen über Tolocar und Beispiele für Aktivitäten finden Sie auf der Website www.tolocar.org (Externer Link).

Interessiert Sie das Projekt/Vorhaben mehr? Möchten Sie mit den Ansprechpersonenpersonen vernetzt werden? Oder haben Sie selbst Erfahrungen zu dem Thema, die Sie gerne in den Wiederaufbau der Ukraine einbringen möchten?

Dann melden Sie sich gerne bei uns: info@ukraine-wiederaufbauen.de (Externer Link)

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