Plattform Wiederaufbau Ukraine Netzwerkveranstaltung zu „Innovationen für den Wiederaufbau der Ukraine“
Das findet auch Dr. Ulrike Hopp-Nishanka, Leiterin des Stab Ukraine im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), als sie die mehr als 90 Teilnehmenden begrüßt:
„(Die heutige Veranstaltung) ist auch ein Zeichen der Wertschätzung für Ihr Engagement, Ihren Enthusiasmus und Ihre Bereitschaft, sich auf neue, innovative Weise zu engagieren, um unsere Freunde in der Ukraine zu vernetzen und ihre Kräfte zu bündeln und den Wiederaufbau zu unterstützen.“
Dass die Plattform seit etwas mehr als einem Jahr besteht, sollte laut Dr. Hopp-Nishanka vornehmlich als ein Moment der Bestandsaufnahme und der Weiterentwicklung der Plattform genutzt werden.
„(…) Eines ist sicher“, fährt Dr. Hopp-Nishanka fort, „um den Wiederaufbau in der Ukraine zu unterstützen, braucht man innovative Ansätze und man muss Ressourcen und Partnerschaften mobilisieren, die es bisher nicht gab. Der heutige Nachmittag ist diesem Thema gewidmet und ich freue mich darauf, viel Neues zu lernen, etwas über Methoden zu erfahren, um gemeinsam zu lernen (...), aber auch zu hören, was es bereits gibt und von verschiedenen Akteur*innen, verschiedenen Partner*innen, verschiedenen Stakeholder*innen in Angriff genommen wurde. Und auch wie es diejenigen, die heute hier sind, inspirieren kann und was durch die Plattform weitergeführt werden kann.“
Resilienz, Wiederaufbau oder Transformation – der Wiederaufbau braucht unterschiedliche Ansätze
Prof. Dr. Jörg Faust, Direktor des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) und außerordentlicher Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, und Dr. Olha Krasovska, Vorstandsmitglied der Ukrainian Evaluation Association (UEA), läuten den zweiten Agendapunkt ein: Monitoring, Evaluierung und lernen aus Wiederaufbaukontexten. Alina Nosenko, Leiterin Strategische Partnerschaften bei der PHINEO gAG, moderiert und lädt auch die Teilnehmenden im Raum ein, sich auf den freien Platz neben sich zu setzen und Fragen an die beiden Inputgebenden zu stellen.
Olha Krasovska bejaht Nosenkos Einstiegsfrage, ob auch jetzt schon, während der russische Angriffskrieg weitergeht – oder eben genau jetzt – der Wiederaufbau der Ukraine angegangen werden müsse und könne.
„Wir können im Moment noch nicht von einem vollständigen Wiederaufbau sprechen. (…) Es gibt nicht die eine Antwort auf die Frage. Es hängt wirklich von dem Bereich ab, über den wir sprechen können. Es gibt Bereiche, in denen wir über Resilienz sprechen können, aber es gibt auch Bereiche, in denen wir über Wiederaufbau sprechen können.“
Jörg Faust teilt die Einschätzung: „Ich stimme Olha zu, dass wir sorgfältig prüfen müssen, worüber wir sprechen. Um welches Gebiet, welchen Sektor, welche Art von Projekt geht es? Und dann müssen wir entscheiden, ob es sich um Resilienz gegen eine permanente Aggression dreht, ob es sich um Wiederherstellung im Sinne von Wiederaufbau wie zuvor handelt oder ob es sich um einen besseren Wiederaufbau ('Building back better') oder um transformativen Wiederaufbau handelt, was bedeutet, dass etwas aufgebaut wird, aber auf andere Weise als zuvor.“
Im weiteren Verlauf stellen die beiden Inputgeber*innen die Bedeutung und Notwendigkeit von Monitoring und Evaluierung vor und zeigen unter anderem auf, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es beim Wiederaufbau der Ukraine und dem Wiederaufbau von Afghanistan oder dem Irak gibt.
Klar ist, dass Monitoring und Evaluierung trotz der Kriegssituation notwendig sind. Man müsse dafür aber eine gewisse Flexibilität und Sensibilität mitbringen, so Olha Krasovska: Die Anzahl der Fragen im Fragebogen auf das notwendige Minimum reduzieren oder sich bewusst sein, dass man auch mit vielen traumatisierten Personen sprechen wird. Jörg Faust erwähnt und lobt an der Stelle die Evaluierungs-Leitlinien des BMZ (Externer Link): Das darin beschriebene Do-no-harm-Prinzip sei für Evaluationen ebenso wichtig wie der partnerschaftliche Ansatz und der Aufbau eigener Evaluierungskapazitäten im Land selbst.
Und Jörg Faust ergänzt: „Wie Olha schon sagte, besteht ein Bedarf an schnellen Auswertungen, an Projektevaluierungen. Ich denke, dass es in Zukunft wichtig sein wird, dass wir eine solche Netzwerkplattform haben, auf der sich die Akteur*innen austauschen können, die alle einen bestimmten Bedarf haben, was mit ihrer Art von Investitionen geschieht, die aber sehr unterschiedlich sind. Diese Plattform ist eine gute Idee.“
Nicht alle Akteur*innen der Plattform Wiederaufbau Ukraine arbeiten in Projekten oder Programmen und kennen sich daher gegebenenfalls weniger gut mit Evaluierung der eigenen Arbeit aus, hält Lea Moser vom Stab Ukraine im BMZ fest. Wie könne die Plattform genutzt werden, um voneinander zu lernen?
Olha Krasovka weist darauf hin, dass einige Evaluierungen zwar nicht veröffentlicht werden können, andere wiederum schon. „Ich sehe unsere Plattform, über die wir heute sprechen, als einen sehr guten Ort, um voneinander zu lernen und um aus guten oder vielversprechenden Berichten zu lernen, oder auch aus schlechten Berichten. Eigentlich ist es sogar einfacher, aus schlechten Berichten zu lernen, was man als nächstes tun sollte.“
3D-Drucker, mobile Makerspaces und Krisenintervention via Chat – innovative Ideen für den Wiederaufbau der Ukraine
Nach einer Kaffeepause geht es genau mit dem Thema weiter, unter dessen Name die Veranstaltung läuft: Innovationen. Insgesamt acht Organisationen können ihr Projekt, ihre Idee oder Skizze vorstellen und in Kleingruppen bearbeiten lassen. Es geht um 3D-Druck, mentale Gesundheit oder auch Investitionen in Start-ups. Und damit zeigt die Auswahl der Pitches den gesamtgesellschaftlichen Ansatz, den die Plattform Wiederaufbau Ukraine verfolgt. An der Stelle sei gesagt, dass es weitere Ideen und Bewerbungen für die Netzwerkveranstaltung gab. Diese sollen unter anderem in digitalen Veranstaltungen oder in zukünftigen Netzwerkveranstaltungen in Präsenz weiterverfolgt werden.
Auf den folgenden Unterseiten werden die acht Kleingruppenarbeiten gesondert vorgestellt:
- Mobile Makerspaces (Tolocar)
- Mentale Gesundheit und Digitalisierung (krisenchat gGmbH)
- Gesundheitsversorgung auf Gleisen (Ukraine2Power)
- Innovative Lösungen für einen besseren und nachhaltigeren Wiederaufbau (Team4UA)
- Innovationen und Humankapital im Ukrainischen Wassersektor (Mykolaiv Water Hub)
- Crowdinvesting (Crowd Ukraine)
- Ökosystem für Startups in der Frühphase und Impulsinvestitionen (Ukraimpulse)
- Public-Private-Partnerships im Infrastrukturbereich (Vision Zero)
Die Plattform als Fundament für den Wiederaufbau der Ukraine
„Die URC2024 war nicht nur ein Erfolg. Sie war ein erfolgreicher Erfolg.“
So zitiert der Staatssekretär im BMZ, Jochen Flasbarth, das Resümee des ukrainischen Botschafters Oleksii Makeiev.
Die beiden ziehen Bilanz zur URC und zur Kooperation zwischen Deutschland und der Ukraine, um sich dann der Einzigartigkeit und Bedeutung der Plattform Wiederaufbau Ukraine zuzuwenden.
Mit der Plattform, so Botschafter Makeiev, wird das Fundament für den Wiederaufbau gebildet.
Diesen Eindruck teilt auch Staatssekretär Flasbarth: „Wir waren der Meinung, dass die deutsche Plattform das richtige Instrument ist, das richtige Vehikel, um Informationen bereitzustellen, um diejenigen in der Gesellschaft zusammenzubringen, die mit ihren Partnern in der Ukraine zusammenarbeiten wollen. Ich bin sehr froh, dass (...) 850 Organisationen der Plattform beigetreten sind, 40 Veranstaltungen haben seit dem letzten Jahr stattgefunden. Es ist ein klares Signal, es ist ein Vorteil, wenn wir unsere Unterstützung nicht nur auf Regierungsebene organisieren. Dort müssen wir sehr strategisch vorgehen, wir müssen die großen Deals machen, wir müssen den richtigen Rahmen für die Zusammenarbeit schaffen. Aber das wirkliche Leben wird durch die Zusammenarbeit zwischen den Menschen geschaffen und das wird - und davon bin ich sehr überzeugt - auch für die Zeit während des Beitritts und nach dem Beitritt sehr relevant sein.“
Dabei helfen können sicher die innovativen Ansätze, die heute im Rahmen der Plattform vorgestellt wurden. Und über die sich die beiden Gäste auch direkt informieren, bevor es bei melodischen Klängen der Sängerin, Komponistin und Pianistin Ganna zum abschließenden Austausch von Perspektiven und Ideen an diesem Tag kommt.
Eines der Kernanliegen der Plattform Wiederaufbau Ukraine ist es, die am Wiederaufbau beteiligten Menschen und Organisationen miteinander zu vernetzen.
Damit trägt sie auch zu mehr Transparenz, Effizienz und Wirksamkeit von Initiativen zum Wiederaufbau der Ukraine bei.